Zeit als Barriere
Barrieren sind im allgemeinen Sprachverständnis mit physischen Hürden verbunden: seien es eine Wand, ein großer Stein oder ein Gebirge, welche uns den Weg zum Ziel, zum Weiterkommen erschweren. Doch wie wir alle in dieser schweren Phase, der Corona-Pandemie, mehr und mehr feststellen müssen, sind Barrieren nicht nur physischer Natur. Barrieren können auch unsichtbar sein und uns zugleich nicht nur körperlich im Weg stehen, sondern auch psychologisch.
Ich beschäftigte mich damit, was Zeit und Barriere in ihren Grundzügen bedeuten und wie sie sich in unserem Leben verhalten. Durch die Betrachtung der Systemtheorie von Niklas Luhmann und der Beschleunigung von Hartmut Rosa stellten sich mir die folgenden Fragen: Kann uns Zeit im Weg stehen? Ist sie überall gleich oder bewegen wir uns an unterschiedlichen Orten anders schnell? Welche Konsequenzen hat die gesellschaftliche Beschleunigung auf unsere Gestaltung?
Drei-Minuten-Weg
Als ich mich einmal mehr auf dem Heimweg aus Mannheim nach Offenbach befand, blieb mir eine Situation prägend im Kopf: Eine ältere Dame mit Rollator stieg mit mir zusammen am Hauptbahnhof in Offenbach aus. Doch auch sie war gezwungen, die lange Treppe zum Ausgang nach unten zu gehen. Aufzüge oder eine Rampe gibt es hier nämlich nicht. Hilfe lehnte sie lächelnd ab. Dies machte mir einmal mehr bewusst, wie wichtig eine barrierefreie Umwelt ist. Fakt ist, dass Barrierefreiheit für zehn Prozent der Menschen in unserer Gesellschaft dringend notwendig, für 30 Prozent wichtig und für 100 Prozent komfortabel ist. Aufgrund dessen beschäftigte ich mich selbst mehr mit folgenden Begriffen: Barrierefreiheit, Inklusion, Universal Design, Selbstständigkeit, Mobilität, Bewusstsein und Barrieren. Aus der darauffolgenden Recherche entstand eine Arbeit, die sich mit der Verbesserung der Orientierung im öffentlichen Raum für blinde Menschen auseinandersetzt.