Warum zu viel zu viel ist?
Ausgangspunkt meiner theoretischen Arbeit waren die Begriffe Bedürfnis und Begehren und deren Bedeutung und Unterschied.
Bedürfnisse sind das, was wir brauchen, um zu überleben. Wünsche hingegen beziehen sich auf das, was wir im Leben wollen, auch wenn deren Nichterfüllung unser Überleben nicht gefährdet. Während Karl Marx sich in Das Kapital mit dem menschlichen Bedürfnis auseinandersetzt, hat sich Raymond Loewy mit den Auswirkungen unseres Begehren und unserer Wünsche beschäftigt. Diese Überlegungen führen zu einer Designethik, die im Laufe der Zeit mit unterschiedlichen Bedeutungen aufgeladen wurde. Ich habe untersucht, ob die modernen Beschreibungen von Designethik noch mit der von Marx und Loewy gleichgesetzt werden können. Für Designer_innen des 21. Jahrhunderts stellt die Designethik eine Herausforderung dar. Ich bin der Frage nachgegangen, wie wir heute ethisch vertretbar gestalten und gleichzeitig Rentabilität und Wachstum aufrechterhalten können. Ethisches Design ist ein nur scheinbar einfaches Konzept, als Designer_innen sind wir mit verschiedenen Fragen konfrontiert: Wie funktioniert ethisches Design in der Praxis? Wer trägt die Verantwortung (Designer_in, Hersteller_in, Kund_innen, Gesellschaft, Politik)? Nicht alle ethischen Eingriffe sind gleich. Diese Frage gilt auch für das Verhältnis zwischen Kapitalismus und den ethischen Ansätzen des Designs. Über allem steht die Frage, wie man in einer kapitalistischen Gesellschaft das Bedürfnis von dem Begehren auseinanderhalten kann.
Corpus Novum
Mit meiner praktischen Diplomarbeit will ich die Tür No Limits öffnen und in eine Welt der Zukunft treten. Corpus Novum (Neuer Körper) ist eine erweiterte Idee zur menschlichen Motorik bzw. Bewegungsmöglichkeit. Das Projekt beschäftigt sich mit Fragen der Erweiterung bzw. der Ergänzung und den Restriktionen menschlicher Bewegungsfähigkeiten. Das System besteht aus einer offenen Struktur, die es möglich macht, die menschliche Motorik (in ihrer physiognomischen Vielfalt und Eigenart) bei speziellen Aufgaben zu unterstützen. Dieser menschliche Anzug ist für eine spekulative Zukunft gedacht, in der unsere Atmosphäre nicht mehr bewohnbar ist und unsere Bewegungen ganz anders sind als heute. So ist Corpus Novum als futuristische Mode zu verstehen, die Kommunikation ermöglicht, auch wenn wir uns aufgrund der mangelnden Atmosphäre nicht mehr bewegen können.
Die Idee für den Anzug entstand zum Teil wegen der Pandemie, aber auch aus dem Bedürfnis heraus, die Bewegung des menschlichen Körpers in jedem Fall sichern zu können. Der Entwurf schafft eine Out of the Box-Mode in Form eines tragbaren Geräts, um eine einzigartige Integration von Ästhetik und Zukunftstechnologie zu präsentieren. Es ist ein vorerst rein spekulatives Projekt, das darauf abzielt zu analysieren, wie dieser Anzug an einem Ort mit Energie versorgt werden kann, an dem es vielleicht gar keine mehr gibt.