Attribute in der Porträt- fotografie
In meiner theoretischen Arbeit habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie Porträtfotografie Identitäten konstruiert, wie plastisch sie sind und wer die Bilder durch Medium und Attribute kontrolliert. Exemplarisch habe ich dafür Bilder aus Zentralasien herangezogen. Mein Schwerpunkt lag auf inszenierten Fotografien, die in einem Atelier aufgenommen wurden. Die Untersuchung konzentrierte sich auf das Bild des anderen, das von den Fotograf_innen selbst geprägt wurde. Im Fokus stand, wie genau das exotische Image zur Falle für Zentralasiat_innen wurde und warum es auch heute noch produziert wird.
POV: my daily session
In der Rauminstallation mit Videoarbeit vereint sich ein komplexer Dialog aus autobiografischen Elementen und kolonialkritischer Auseinandersetzung mit meiner Heimat Usbekistan. Wie viel Fake muss man leben, um gesellschaftlichen Normen zu entsprechen? Dies zeigt sich in dem inszenierten Video, in dem im Q&A-Format bei der Reinszenierung des eigenen Make-Ups meiner Hochzeit Fragen beantwortet werden. Eingebettet in Objekte aus meiner Heimat und vermischt mit Sprüchen aus dem Internet, wird ein Blickwinkel auf ein Leben in der Hybridität zwischen mehreren Welten geworfen: Meiner kulturellen Heimat und Wahlheimaten; dem menschlichen Dasein zwischen Fake und Realität; der Body Politik zwischen Druck und Freiheit.
Text: Rebecca Leudesdorff • Website: fainayunusova.com/projects • Essay auf Russisch (25. August 2022): beda.media/special/ kolonialnost-v-portretnoy-fotografii
