Ins Offene
Der französische Philosoph Gilles Deleuze weist in seiner Logik des Sinns (1993) nach, wie in Lewis Carrolls literarischem Werk Alice im Wunderland (1865) Denk- und Sprachmuster den Sinn und Unsinn in direkte Nachbarschaft bringen. Diesem Exempel folgt die theoretische Arbeit durch die Untersuchung vier zeitgenössischer Positionen. Die Ensemble Künstler sein (Zeichnen nach der Natur, zum Beispiel Lindenblütenblätter) (1969–1985) von Anna Oppermann, die Fotoreihe Équilibres (1984–1987) des Künstlerduos Fischli / Weiss, die Prosaschrift ich sitze nur GRAUSAM da (2012) von Friederike Mayröcker und der Textband Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt (1969) von Peter Handke werden auf künstlerische Strategien des Falsch-herum-Denkens hin untersucht.
Wenn ich sage „Alice wächst“, will ich sagen, daß sie größer wird, als sie war. Doch eben dadurch wird sie auch kleiner, als sie jetzt ist. Sicherlich ist sie nicht zur gleichen Zeit größer und kleiner. Es ist aber die gleiche Zeit, in der sie es wird. (Gilles Deleuze, Logik des Sinns, 1. Serie der Paradoxa – Vom reinen Werden)
Dinge ohne Namen
Im Kellerraum der HfG, der dem Reinigungspersonal als Lager dient, werden regelmäßig gefüllte Staubsaugerbeutel zusammengetragen. Sie enthalten quasi die DNA einer Institution. Doch der Abrieb von Menschen und Dingen ist vermischt zu einer undefinierbaren Masse. Ein fiktiver Charakter hat sich nun im Hort des Staubs eingenistet, um selbst reizlos zu werden und Ruhe zu finden. Dieser Jemand sammelt die gefüllten Beutel, schneidet sie auf und breitet den Staub aus; er baut Apparaturen zum Sieben und filtert aus dem Staub kleine, mitaufgesaugte Dinge heraus. Diese namenlosen Objekte werden sortiert und ausgestellt. Skulpturen aus Nichtigkeiten sind Erbärmlichkeiten? Das da, Dings, Es …