Ksti Hu
Kunst ❷❷
Diplom Theorie

Aktivismus im Wandel

Und seine neuen Formen der Kommunikation am Beispiel von Pussy Riot

Pussy Riot ist der Name jener in Moskau gegründeten und weltweit bekannten Band bzw. Künstlerinnenformation, die durch ihre kontroversen Performances zum Feindbild der russischen Regierung und der orthodoxen Kirche stilisiert worden ist. Pussy Riot entwickelte sich von einer jungen Punkband hin zu einem zeitgenössischen Pop-Phänomen, das über Musik und Kunst hinaus auch international politisch aktiv ist. Von der Mehrheit der russischen Bevölkerung belächelt und als unwichtig abgetan, erregte die zweijährige Freiheitsstrafe für die Bandmitglieder in der ganzen Welt Aufsehen. In Russland selbst wurde die Band nur von wenigen, ebenfalls unterdrückten Gruppen, wie der LGBTQ+ Community und Personen verschiedener marginalisierter ethnischer Identitäten unterstützt, die ebenfalls in Angst vor den Repressionen des autokratischen Staates leben. Bemerkenswert ist, dass besonders die ohnehin aufgrund ihrer ethnischen Identität, ihrer sexuellen Orientierung oder politischen Meinung verfolgten Menschen bereits vor zehn Jahren sahen, was kommen würde, wenn sie nicht aktiv werden. Die Folgen der allgemeinen Blindheit sehen wir heute: ein faschistisches Russland, das sich vom Westen abwendet, die freien Medien zensiert, Andersdenkende verfolgt, einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine führt – und dies alles legitimiert durch eine orthodoxe Kirche, die diesen Krieg auch noch segnet.

Anhand von Pussy Riot beschreibe ich, warum feministischer Aktivismus oft nicht ernst genug genommen wird, was er bewegen kann und warum er gezwungen ist, sich stetig zu adaptieren und neue Medien für sich zu nutzen.

Soziologie, Medientheorie
Prof. Dr. Marc Ries
Diplom Praxis

Summit of Komi

Bist du ein Komi, oder was? (heißt: bist du dumm?) ist ein Sprichwort, mit dem ich in Russland aufgewachsen bin. Komi (Kоми) ist sowohl der Name einer Region als auch eines indigenen Volkes im Westen des Uralgebirges ohne slawische Wurzeln. Während sich Komi in der russischen kolonialen Wahrnehmung Russland aus eigenem Willen anschloss, wurde das Territorium in Wirklichkeit über mehrere Jahrhunderte durch orthodoxe christliche Macht gewaltsam assimiliert und kolonisiert.

Wir haben eine alte und komplexe Sprache und eine eigene Kulturgeschichte, von der bis heute nur sehr wenig erhalten ist. Als Kind wollte ich immer als Russin gesehen werden, denn eine Komi zu sein bedeutete, ungebildet und albern zu sein. Ich habe sehr lange gebraucht, um zu akzeptieren und zu sagen, dass ich eine Komi bin, denn die Kolonialgeschichte Russlands ist noch wenig erforscht und es ist ein sehr langer Weg, all das zu finden, was verloren und vertrieben wurde. Deswegen versuche ich mich durch dieses Projekt daran zu erinnern, wer ich bin und woher ich komme, um mich an mein verlorenes Erbe zu erinnern und eine positive Darstellung davon zu schaffen.

Elektronische Medien • Grafik-Design und Illustration
Prof. Alexander Oppermann • Prof. Eike König