Analoge Nostalgie
Wir arbeiten am Computer, lesen E-Books, schauen Filme über Streamingdienste am Laptop, lernen Leute über Dating-Apps kennen und bestellen Essen, Kleidung und vieles mehr im Internet. Die Digitalisierung ist allgegenwärtig und durchdringt unser ganzes Leben. Und trotzdem – oder gerade deswegen? – scheint es ein Bedürfnis nach dem Analogen zu geben. Dieses Spannungsfeld ist das Thema meiner theoretischen Arbeit.
Kontext des Themas ist die Transformation des Dinglichen durch die Digitalisierung. Die Arbeit widmet sich deshalb verschiedenen Fragen im Zusammenspiel von Digitalität und physisch erfassbarer Wirklichkeit: Wie entsteht die digitale Welt aus der realen, in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Welche Folgen hat dies für uns? Für mein Thema relevant sind die Auswirkungen auf unsere sinnlichen Erfahrungen: Was geschieht mit unseren fünf Sinnen im Umgang mit digitalen Oberflächen und Geräten? Wie verändert sich insbesondere unser Tastsinn? Wie passen wir unsere Bewegung und unsere Gestik an die neuen digitalen Gegebenheiten an? Was passiert mit unserem Körper und insbesondere der Hand?
Analoge Nostalgie
Wer digitale Geräte und virtuelle Welten bedienen will, muss heute klicken, wischen oder tippen. Bewegungen spielen hier eine große Rolle (Gestensteuerung). Aber gleichzeitig werden wir in unserem Bewegungsradius eingeschränkt. Am Beispiel meiner eigenen künstlerischen Arbeit zeige ich, dass nichts größer geht als die vorgegebene Bildschirmgröße. Zur selben Zeit wird uns auch das Gefühl der Haptik entzogen. Wir zeichnen auf Tablets mit Stiften, die nur noch die Anmutung eines Stiftes haben, aber sich nicht abnutzen wie reale Buntstifte und somit eine Beständigkeit aufweisen. Meine praktische Diplomarbeit setzt sich im Großen und Ganzen mit der fehlenden Bewegung und Haptik im Digitalen auseinander, wird allerdings nicht im Digitalen erfahrbar sein, sondern in die analoge Welt übersetzt. Die Sehnsucht nach dem Haptischen wird hier nicht wie ein flüchtiger Retrotrend dargestellt. Das Haptische am Analogen wird erfahrbar gemacht und gleichzeitig werden die Einschränkungen des Digitalen verdeutlicht.