Urlaub und die Inszenierung des Selbst abseits des Alltags
Die Arbeit widmet sich der fotogra- fischen Inszenierung des Selbst in der Fremde.
Die absichtslose Reise, eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, dient nicht mehr einem wissenschaftlichen Auftrag, sondern der Bildung des Selbst. Das Ablichten der eigenen Person vor bekannten Kulturgütern tritt neben die Inszenierung des Selbst vor malerischen Kulissen. Die koloniale Aneignung des Anderen, als Hintergrund für das Eigene, ist dabei eine der problematischen Konstanten in der visuellen Kultur des westlichen Tourismus. Eine weitere Konstante bildet die Reisefotografie als Statussymbol. Durch die Demokratisierung des Reisens hat sich die Logik der Distinktion allerdings ausdifferenziert. Feine Unterschiede manifestieren sich nun anhand von Preisklassen der Reiseunternehmen, Fluggesellschaften und Unterkünfte. Unabhängig von den Statusgruppen bestätigt sich dabei jedoch der Zusammenhang zwischen der (semi-)öffentlichen Behauptung eines gelungenen Lebens und der Inszenierung des Außeralltäglichen. Fotografien registrieren weniger das Gesehene, vielmehr dienen sie verstärkt der Performanz des Jetzt.
Einen letzten Höhepunkt findet die Zurichtung der Welt zur Kulisse des Selbst in dem, was auch als Impression Management bezeichnet wird: Travelfluencer liefern nicht nur Vorbilder für die eigene Bildproduktion, sondern bieten ganz praktische Tipps zu deren Optimierung. Es geht weniger um das Objekt des touristischen Blicks, als vielmehr um die Beziehung zwischen Objekt und Selbst, bei der das Objekt jedoch auf eine Erweiterung, einen Ausstattungsgegenstand des Selbst, reduziert wird.
I need a vacation
Die praktische Diplomarbeit ist ein ironischer Kommentar zum aktuellen Zeitgeist Ich brauche Urlaub und verarbeitet die Thematik der Theoriearbeit in selbstgestalteten Schriften, die im Raum auf verschiedene Weisen installiert wurden. Das Spiel mit den sich spiegelnden Materialien verweist auf die Selfie-Kultur und soll Betrachter_innen dazu anregen, Spiegelselfies zu machen, noch bevor sie sich mit der Kunst auseinandersetzen.